Über das Projekt
6. September 2007 von
Lernmanagementsysteme wie CommSy, Blackboard oder Moodle und Bibliothekskataloge sind zwei voneinander getrennte Welten – zumindest bislang. Das ELCH-Projekt Titel Beluga will dies ändern: Die wissenschaftlichen Bibliotheken Hamburgs bauen eine neue Rechercheplattform auf. Von dort können Informationen über Bücher und andere Literatur automatisch in die E-Learning-Umgebungen exportiert werden. Außerdem wird ein Service aufgebaut, über den wissenschaftliche Literatur in elektronischer Form zur Verfügung gestellt wird: Gedruckt vorliegende Texte werden bei Bedarf exklusiv für einzelne Veranstaltungen digitalisiert und in der gewünschten Lernumgebung verfügbar gemacht.Zusätzlich dazu wird sich die neue Rechercheplattform durch einige Web 2.0-typische Funktionalitäten auszeichnen. Die gesamte Hochschulgemeinde ist aufgerufen, sich an der Erschließung der Literatur durch Vergabe eigener Schlagworte zu beteiligen, dauerhaft Literaturlisten anlegen und für andere zur Einsicht zu öffnen. Aus dieser Partizipation ergeben sich neue Zusammenhänge zwischen den nachgewiesenen Informationen und implizite „Gespräche“ über das in den Bibliotheken gespeicherte Wissen.
Tagging und Literaturverwaltung sind die sozialen Funktionen der Rechercheplattform. Daneben soll auch die visuelle Aufbereitung der Informationen über Literatur verbessert werden. Neue Formen der Navigation ermöglichen das Eingrenzen von Treffermengen nach formalen und inhaltlichen Kriterien. Außerdem werden die bibliografischen Angaben mit passenden Informationen anderer Anbieter angereichert, zum Beispiel Rezensionen von Amazon oder Hinweisen auf verwandte Websites aus Social-Bookmarking-Diensten wie del.icio.us oder Mister-Wong.
Die Rechercheplattform als „Bibliothekskatalog 2.0“ ist damit ein kommunikatives Instrument, das zum individuellen und kollaborativen Erforschen von Wissenszusammenhängen einlädt. 24 Monate sind für den Aufbau von „Beluga“ veranschlagt – der offizielle Startschuss für die Arbeiten erfolgte im November 2007. Partner des Projektes sind die Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes, das Regionale Rechenzentrum der Universität Hamburg sowie die Universitätsbibliothek Lüneburg. Das Projekt wird im Rahmen der Hamburger E-Learning-Förderung vom MultiMedia Kontor gefördert.
Interessant… Gibt es solch ambitionierte Vorhaben eigentlich auch für öffentliche Bibliotheken? Mir scheint, 2.0 ist dort noch kein Thema…
Eigene Kataloge bauen die öffentlichen Bibliotheken hierzulande (noch) nicht. In den USA sieht das schon ein bisschen anders aus – dort wird beispielsweise damit experimentiert, den Bibliothekskatalog auf die technische Basis eines Weblogs zu stellen, wodurch die einzelnen Katalogeinträge eindeutig referenzierbar sind, kommentiert und Neueinträge per RSS abonniert werden können.
In Sachen Web 2.0 sind aber dennoch bereits einige öffentliche Bibliotheken in Deutschland aktiv. Als Vorreiter hier ist sicherlich die Stadtbücherei Nordenham zu nennen, die u.a. ein Weblog mit RSS-Feed und eine Sammlung von Bookmarks bei del.icio.us aufwartet.
Was passiert mit digitalen Fotos?
„…über Bücher und andere Literatur automatisch in die E-Learning-Umgebungen…“ – sind diese ausgeschlossen?
Das ist die Frage, die mich schon das letzte halbe Jahr umtreibt, weil ich zu Kategorien und Schlagworten für Fotos keine befriedigende Antwort gefunden habe.
Einmal entstehen eine Unmenge an digitalen Fotos schon bei den Veranstaltungen, die ich als Teilnehmer bei Erfahrungswissen für Iniativen – jetzt efideutschland.de – als seniorTrainer mache, zum anderen suche ich nach einer übergreifenden Archivierung für die Projekte, die seniorTrainerInnen machen.
Mit freundlichen Grüßen
Siegfried Werner
sT und Fotograf
Lieber Siegfried Werner,
Informationen über Literatur sowie digitale Texte stehen deswegen im Fokus des Beluga-Projektes, weil es sich dabei um diejenigen Materialien handelt, die klassischerweise von Bibliotheken zur Verfügung gestellt werden.
Natürlich haben wir in Bibliotheken auch gewissen Erfahrungen mit anderen Materialien, neben Karten, Filmen und CDs auch mit Fotos. Sofern ein Foto in unserem Bibliothekskatalog erfasst ist, wird es von Beluga in E-Learning-Plattformen übertragen werden können. Darüber hinaus kann man auf diesen Plattformen selbst eigene Bilder hochladen und (wenn auch mit sehr einfachen Mitteln) über Schlagworte erschließen.
Wenn ich Ihre Frage richtig verstehe, geht es Ihnen aber vielleicht gar nicht notwendigerweise um universitäre E-Learning-Angebote? Eventuell kann Ihnen dann der Text: „Bilder im Netz“ aus unserer Serie „Web 2.0-Dienste für für Studium, Forschung und das Leben drumherum“ weiterhelfen.
Schöne Grüße,
Anne Christensen
Beluga klingt sehr interessant – vor allem die Schnittstelle zu Moodle. Mich würde interessieren, ob diese Software nur ein Einzelprojekt für Hamburg bleibt. Oder wäre es vorstellbar sie – ähnlich wie Moodle – der „Allgemeinheit“ zur Verfügung zu stellen?
Es ist sowohl vorstellbar als auch angestrebt, beluga an anderen Hochschulstandorten nachnutzbar zu machen – allerdings nicht vor Ende 2010.
Als ich in Hamburg studiert habe, habe ich Beluga immer zu schätzen gewusst, weil man quasi den Überblick über alle Hamburger Bibliotheken hatte, anstatt jede einzelne abrufen zu müssen, beziehungsweise sogar noch zu Fuß abgrasen zu müssen. Das hat schon viel Recherchearbeit sehr vereinfacht. Das erinnert mich immer an die Zeit meiner Facharbeit auf dem Gymnasium, als ich noch zu den verschiedensten Bibliotheken fahren musste, um mir geeignete Bücher zu suchen und dann oft festgestellt habe, dass nichts Geeignetes dabei ist. So ein System hätte mir damals etliche Stunden gespart.